Die Taktiken und Gerätschaften zur Befreiung eingeklemmter Personen aus verunfallten Fahrzeugen entwickeln sich ständig weiter. Nicht nur wird den Feuerwehren ihre wichtige Arbeit zur Menschenrettung dadurch erleichtert, sondern auch den Verunfallten selbst kann dadurch schneller, direkter und schonender geholfen werden. Parallel wird auch der Fahrzeugbau selbst durch die Hersteller weiterentwickelt. Die Möglichkeit zur Wissensauffrischung und Erlernung neuer Vorgehensweisen bot die Firma „Weber Hydraulik“ am vergangenen Samstag im Rahmen ihres THL-Seminars. Zahlreiche Aktive der Feuerwehren Arrach, Lam, Regenhütte und Sandharlanden nahmen das Angebot gerne an und versammelten sich im Gerätehaus der Feuerwehr Arrach. Kommandant Matthias Schmid hieß hierzu Kay Hain, Michael Gräf und Ralf Sommer von „Weber Hydraulik“ willkommen, welche neben ihrem Beruf ebenfalls aktiv im Feuerwehrdienst tätig sind und damit auf langjährige Erfahrung zurückgreifen können.
Begonnen wurde mit dem Theorieteil am Vormittag. Zusammen mit den anwesenden Aktiven wiederholten die Ausbilder die Standardeinsatzregeln bei Verkehrsunfällen sowie neue Rettungstechniken, ohne jedoch altbewährte Methoden zu vernachlässigen. Anhand realer Einsatzbeispiele, visuell unterstrichen durch Bilder und Videos, wurden diese Techniken demonstriert. Die Sicherheitseinrichtungen in Fahrzeugen wie Airbags, Gurtstraffer und Aufprallschutze entwickeln sich zum Wohle der Fahrzeuginsassen ständig weiter. Jedoch werden sie für die Personenrettung durch die Feuerwehren auch häufig zu Hindernissen oder gar Gefahrquellen. Daher ist es für die Feuerwehren äußerst wichtig, stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Mittels verschiedener Apps auf den Fahrzeugtablets können, idealerweise bereits auf der Anfahrt zum Einsatzort, alle wichtigen technischen Details wie z.B. die Lage der Airbags oder der Batterie über das verunfallte Fahrzeugmodell abgerufen werden. Ein Augenmerk legten die Ausbilder auf das Sonderthema Elektroautos, welches eine oft noch unbekannte Herausforderung darstellen kann.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte der praktische Teil der Ausbildung. Für die teilnehmenden Aktiven galt es, drei Einsatzszenarien zu bewältigen: PKW in Standardlage, PKW in Seitenlage und PKW in Dachlage. Nach der Belehrung über die Unfallverhütungsvorschriften und Einweisung in die Gerätschaften durften die drei eingeteilten Gruppen mit Spreizer, Schere, Zylinder, Säbelsäge und Handkreissäge an die realistisch aufgebauten Einsatzszenarien. Hierbei wurde in den Gruppen stets gemeinsam die jeweilige Vorgehensweise besprochen, sodass alle Fragen geklärt werden konnten und jeder die Möglichkeit hatte, Hand anzulegen. Besonders wichtig war die vorherige Stabilisierung und Sicherung der Fahrzeuge mittels Unterbauholz, Unterlegkeile und Stabfast, welche eine sichere Basis für alle Anschlussarbeiten schaffte. Darauf aufbauend wurden die Einsatzschritte Erstöffnung, Versorgungsöffnung und Befreiungsöffnung Schritt für Schritt durchgeführt. Die Ausbilder gaben hierbei wertvolle praktische Tipps zur Vorgehensweise und Gerätehandhabung und konnten mit ihrem fachlichen Wissen aus dem Nähkästchen plaudern. Nach jedem Schritt wurde bei allen Übungsobjekten eine gemeinsame Zwischenbesprechung abgehalten, sodass jede Gruppe über die Arbeit der anderen Gruppen detailliert informiert wurde und Fragen stellen konnte. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die neuartigen Akkugeräte gelegt, welche durch ihre Mobilität (da ohne Hydraulikschläuche) eine deutliche Erleichterung in der Handhabung für die Aktiven boten. Kommandant Matthias Schmid bedankte sich mit einem Präsent bei den Referenten für den informativen und lehrreichen Tag.